Das Interesse an Gold ist nach dem mehr als 10-jährigen Anstieg von 2001 bis 2011 ungebrochen. Trotz des starken Kursrückgangs um knapp 40 % seit dem Hoch im Herbst 2011 (siehe folgender Chart) erwartet die Mehrheit der Anleger, dass es ein Comeback des Edelmetalls geben wird.
(erstellt mit: Tradesignalonline.com) Gold, Candlestick-Chart, Wochenkerzen
Wir lesen auch noch genügend Prognosen, die dem Goldpreis schon sehr bald wieder eine rosige Zukunft und Kurse von mindestens 2.000 US-Dollar versprechen. Doch ist dies realistisch?
Charttechnik ist hinreichend besprochen
Zudem gab es dazu am 8. Januar im Deutschen Anleger Fernsehen DAF ein Interview, über das wir am 12. Januar berichteten. Damit ist zur Charttechnik eigentlich alles gesagt und wir werden im "Geldanlage-Brief" weiterhin regelmäßig über die Kurs-Entwicklung des Edelmetalls berichten. Konzentrieren wir uns daher heute auf die fundamentale Situation.
Inflation spielt auch beim Goldpreis eine zentrale Rolle
Beim Goldpreis spielt auch die Inflation eine große Rolle. Ein Argument für steigende Goldpreise war in der Vergangenheit, dass die expansive Geldpolitik der Notenbanken einen rasanten Preisanstieg hervorrufen würde. Entsprechend könne man die Kaufkraft des Geldes nur mit Gold erhalten, so die Aussagen vieler „Experten“.
Beim Blick auf zum Beispiel die Entwicklung der US-amerikanischen Außenhandels- und Erzeugerpreise zeigt sich, dass es zu einer gegenteiligen Entwicklung kam. Die Inflationsraten sind seit 2012 tendenziell gefallen. Diese Entwicklung hat es nicht nur in den USA gegeben, sondern auch in anderen Regionen, insbesondere in Europa. Ungefähr im selben Zeitraum hat den Goldpreis dasselbe Schicksal ereilt - er ist gefallen.
Es gibt einen Zusammenhang zwischen Inflation und Goldpreis
Es gibt also tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Inflations- und Goldpreisentwicklung, allerdings lagen die Goldbullen mit ihrer Erwartung an steigende Preise (sowohl bei Gütern und Dienstleistungen als auch bei Gold) vollständig daneben.
Und die aktuelle Preisentwicklung ist auch rein logisch gedacht nur völlig normal, denn in Zeiten schwerer konjunktureller Probleme, in denen eine hohe Arbeitslosigkeit und geringes Wirtschaftswachstum (Europa) herrscht, kommt es zu einer geringen Güternachfrage. Und Volkswirtschaftler im 1. Semester wissen bereits, dass bei geringer Nachfrage die Preise tendenziell sinken und nicht steigen.
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis
Letztlich bestimmen die Nachfrage und das Angebot den (Gold-)Preis. Der World Gold Council, eine globale Lobby-Organisation der Goldminenindustrie, die das Ziel hat, die Nachfrage nach Gold zu stimulieren und zu erhalten, berichtet regelmäßig über den weltweiten Goldmarkt und damit über das Angebot und die Nachfrage.
Nachfrage ist im Jahresvergleich um mehr als 20 % eingebrochen
Der aktuellste Bericht der Organisation befasst sich mit dem 3. Quartal 2013. Und hier zeigt sich, dass die Nachfrage nach Gold im Vergleich zum Vorjahresquartal um 21 % (!) zurückgegangen (um nicht zu sagen eingebrochen) ist. Von 1.101,4 Tonnen im 3. Quartal 2012 ist die Nachfrage um 232,9 auf 868,5 Tonnen gesunken.
Massive Mittelabflüsse aus ETFs ursächlich für Nachfragerückgang
Ursächlich für den Rückgang ist ein massiver Mittelabfluss aus ETFs, der insbesondere durch die westlichen Länder initiiert war. Rund 256,4 Tonnen wurden hierdurch innerhalb eines Jahres auf den Markt geworfen.
Die physikalische Nachfrage ist hingegen um 41,7 Tonnen angestiegen, wobei hier die östlichen Märkte die treibende Kraft der Nachfrage nach Goldschmuck, Barren und Münzen waren. Wenn Sie also lesen, dass die physikalische Nachfrage nach Gold Rekorde erreicht, dann mag das zwar stimmen, es ist aber kein ausreichendes Argument für steigende Goldkurse. Wenn man die Preisentwicklung erklären oder Preisprognosen abgeben möchte, dann sollte man unbedingt den jeweiligen GESAMTEN Markt betrachten.
Spekulative Anleger flüchten, langfristige Anleger kaufen hinzu
Bei einer Preisprognose zu Gold könnte man allerdings aufgrund der vorliegenden Daten argumentieren, dass die Spekulanten bald vom Markt verschwunden sind und dann die ETF-Abflüsse versiegen oder sich sogar umkehren in ETF-Käufe, während die physikalische Nachfrage der langfristigen Anleger hoch bleiben wird. Dies könnte zu zukünftig wieder steigenden Gold-Notierungen führen.
Doch wer sagt, dass die physikalische Nachfrage nicht bald gesättigt ist?! Selbst wenn dann sämtliche ETF-Bestände auf den Markt geworfen wurden, könnte es sein, dass dann die physikalische Goldnachfrage abnimmt und es NICHT zu steigenden Preisen kommt.
Diese Argumentationen sind reine Mutmaßungen und die tatsächliche Entwicklung der Nachfrage völlig ungewiss. Vielleicht kehren ja auch bald die Spekulanten in Scharen zurück in den Goldmarkt – unwahrscheinlich aber nicht unmöglich.
Es ist also schwer, Prognosen zum Goldmarkt abzugeben. Wir vom "Geldanlage-Brief" erwarten aber ebenfalls, dass sich der Kursrückgang verlangsamt (hat) und das aktuelle Niveau (ca. 1.200 US-Dollar) derzeit durchaus attraktiv für Long-Trader ist. Zumal die Geschwindigkeit der ETF-Abflüsse tatsächlich auch bereits deutlich abgenommen hat.
Entsprechend haben wir in unserem Börsenbrief „Geldanlage Premium Depot“ bereits investiert und liegen alleine mit unserer Gold-Investition bereits mehr als 7 % im Gewinn innerhalb von weniger als 4 Wochen.
Goldpreismanipulation durch Notenbanken?
Hartnäckig hält sich auch das Gerücht im Markt, die Notenbanken würden den Goldpreis nach unten manipulieren. Wir sehen hierfür überhaupt keine Anhaltspunkte. Die Entwicklung der Inflation und der Rückgang der Nachfrage sind für uns viel realistischere Argumente für den gesunkenen Goldpreis.
Zumal uns bislang niemand erklären konnte, wie die Notenbanken den Goldpreis drücken können, wenn sie gleichzeitig als Nettokäufer am Markt auftreten (siehe folgende Tabelle). Immerhin haben die Zentralbanken der Welt in Summe im 3. Quartal 2013 netto 93,4 Tonnen Gold gekauft (nach 79,3 Tonnen im 2. Quartal) und damit zur Nachfrage beigetragen, auch wenn sie im Jahresvergleich 18,9 Tonnen bzw. 17 % weniger Gold gekauft haben. Sie lagen mit dieser Nachfrage aber immer noch weit über dem Durchschnitt der vergangenen 5 Jahre. Müssten die Notenbanken nicht als Verkäufer auftreten, um den Goldpreis sinken zu lassen?!
In dieser Tabelle ist ganz klar zu erkennen, dass einzig und allein die Investmentnachfrage für den gefallenen Goldpreis verantwortlich gemacht werden kann, die innerhalb eines Jahres um 56 % (!) zurückgegangen ist.
Gold-Angebot stabil
Während die Nachfrage um 21 % im Jahresvergleich rückläufig war, konnte sich das Angebot übrigens relativ stabil halten. Die Versorgung des Marktes mit Gold lag im 3. Quartal 2013 bei 1.145,5 Tonnen. Zwar bedeutet dies einen leichten Rückgang um 3 % zum Vergleichszeitraum im Jahr 2012, doch lag damit im 3. Quartal ein klares Überangebot vor: Einer nachgefragten Menge von 868,5 Tonnen stand ein Angebot von 1.145,5 Tonnen gegenüber – ein Überangebot von mehr als 30 %!
Damit haben wir ein weiteres sehr deutliches Argument für fallende Preise, was die Verschwörungstheorie der Goldpreismanipulation durch Notenbanken wie einen Witz erscheinen lässt.
Minenproduktion und Gold-Recycling
Zwei Faktoren bestimmen das Gold-Angebot: Die Minenproduktion und das Gold-Recycling.
Das Angebot an recyceltem Gold ist im 3. Quartal um 13 % bzw. 158 Tonnen gefallen, was die sinkende Bereitschaft widerspiegelt, physisches Gold aus den Händen zu geben. Der gesunkene Goldpreis dürfte dafür ein Grund sein -zu derartigen Preisen will niemand sein Gold mehr hergeben-, aber auch die hohe Nachfrage nach physischem Gold.
(Quelle: Thomson Reuters GFMS, World Gold Council)
Dafür legte die Minenproduktion um 4 % bzw. 70 Tonnen zu. Es scheint sich also auch auf ermäßigtem Preisniveau noch zu lohnen, nach Gold zu schürfen. Einige der großen Player können auch noch bei Preisen unter 1.000 US-Dollar profitabel arbeiten (z. B. Barrick Gold oder Newmont Mining).
Gold-Angebot ist seit Jahren stabil, Nachfrage erreicht Mehrjahres-Tief
Übrigens hält sich das Gold-Angebot seit Jahren stabil zwischen 1.000 und 1.200 Tonnen pro Quartal (siehe folgende Grafik).
(Quelle: Thomson Reuters GFMS, World Gold Council)
Währenddessen befand sich die Nachfrage im 3. Quartal 2013 auf einem Mehrjahres-Tief (siehe folgende Grafik).
(Quelle: Thomson Reuters GFMS, World Gold Council)
In dieser Grafik zeigt sich übrigens daher auch eine entsprechende Korrelation aus sinkender Nachfrage- und fallender Preisentwicklung.
Fazit zum Goldpreis
Wir hoffen, Sie sehen den Goldpreis und den Goldmarkt am Ende dieser Analyse mit etwas anderen Augen. Auch wenn Ihnen andere Analysten und Medien stets vorpredigen, dass die physikalische Nachfrage ach so hoch ist – bei einer wirklich umfassenden Analyse des Gesamtmarktes sieht man, dass es gute Gründe für den eingebrochenen Goldpreis gibt. Und diese Gründe sind weitaus nachvollziehbarer als die diversen Verschwörungstheorien, die sich um den Goldpreis ranken.
Allerdings kann es gut sein, dass es in der zukünftigen Nachfrageentwicklung dazu kommt, dass die hohen Abflüsse aus den ETFs abebben und gleichzeitig die physikalische Nachfrage hoch bleibt. Dies wäre ein guter Nährboden für wieder langsam steigende Goldnotierungen.
Diese Erwartung spiegelt auch unsere Meinung wider, weshalb wir, wie oben bereits angegeben, im „Geldanlage Premium Depot“ entsprechend positioniert sind.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Sven Weisenhaus